Nettoversicherer myLife wächst im ersten Halbjahr weiter – Flexibilität im aktuellen Marktumfeld gefragt

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Halbjahreskommentar von Jens Arndt, Vorstandsvorsitzender der myLife Lebensversicherung AG

Das Geschäft der myLife Lebensversicherung AG hat sich im ersten Halbjahr 2022 weiter dynamisch entwickelt, erklärt der Vorstandsvorsitzende Jens Arndt. Das Unternehmen konnte seine Beitragseinnahmen in den ersten sechs Monaten um insgesamt 25 Prozent auf 187 Millionen Euro gegenüber dem bereits sehr guten Vorjahreshalbjahr steigern. Während der Versicherungsmarkt im selben Zeitraum insgesamt ein Minus von 1,4 Prozent verzeichnete, legte das Neugeschäft der myLife in den ersten sechs Monaten um 11 Prozent zu. Die Beiträge stiegen insgesamt um über 20 Prozent.

Das Umfeld im Versicherungsgeschäft hat sich im laufenden Jahr stark verändert: Die hohe Inflation und die steigenden Energie- und Lebensmittelkosten haben Auswirkungen auf allen Ebenen. Auch das Spar- und Investmentverhalten der Verbraucher verändert sich.

Aktuell spielt dabei auf Kundenseite die Flexibilität bei der Kapitalanlage eine noch größere Rolle. Viele Kunden müssen aufgrund der bereits skizzierten Entwicklung auf ihre Ausgaben schauen. In der Regel entscheiden sie sich aber, ihre Verträge nicht zu stornieren, sondern die Möglichkeit zu nutzen, ihre monatlichen Beiträge zu reduzieren. Diese Flexibilität erweist sich im Vertrieb als großer Pluspunkt, der von den Beratern und Kunden sehr geschätzt wird. Wenn Anleger wissen, dass sie auch mal aussetzen können, ist die Chance wesentlich größer, den Beitrag später wieder zu aktivieren, als nach einer vollständigen Kündigung. Das ist auch in der Beratung zur Altersvorsorge ein zentrales Argument. Das Leben verläuft individuell sehr unterschiedlich und die Möglichkeit zur Anpassung an die jeweilige Lebenssituation – ob verheiratet, alleinerziehend, in Patchwork-Konstellationen und in allen denkbaren anderen Situationen – ist wesentlich.

Jüngere an Nachhaltigkeit interessiert, doch Krieg verstärkt die Suche nach Sicherheit

Im Versicherungsgeschäft beobachten wir einen Generationswechsel auf der Kundenseite. Die jüngeren Kunden schauen stärker auf das Thema Nachhaltigkeit. Allerdings hat die Lage rund um den Krieg in der Ukraine die Prioritäten derzeit verschoben. Angesichts der Inflation sowie steigender Lebenshaltungskosten tritt das Thema Nachhaltigkeit kurzfristig etwas in den Hintergrund. Vielmehr beschäftigt die Verbraucher, ob durch den Krieg etwas mit ihrem Depot passiert und ob das Geld noch sicher angelegt ist. Ohne Zweifel ist aber die Nachhaltigkeit das zentrale Zukunftsthema, denn immer mehr Menschen haben angesichts der klimatischen Veränderungen und des extrem trockenen Sommers verstanden, dass es höchste Zeit ist, zu handeln.

Die Regulatorik ist dabei Katalysator und Hemmschuh zugleich. Manchmal braucht es wie schon beim Rauchen ein exogenes Verbot, da viele Menschen nicht bereit sind, ihr Verhalten freiwillig zu ändern. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die regulatorischen Maßnahmen hin zu einer ESG-konformen Kapitalanlage besser durchdacht und geprüft worden wären. Die Regulierung zum Thema Nachhaltigkeit ist derart komplex und schwer verständlich, dass sie sich dem breiten Publikum kaum von allein erschließt.

Schrittweise Umsetzung von Beratung und Informationspflichten unglücklich

Seit dem 2. August 2022 ist in der Beratung das Thema Nachhaltigkeit für die Versicherungsbranche verpflichtend, während die Fondsindustrie noch bis zum 1. Januar 2023 Zeit hat, ihren Informationspflichten nachzukommen. Als Konsequenz liegen bislang nicht von allen Fondsgesellschaften die entsprechenden ESG-Informationen ihrer Fonds vor. Das war aus unserer Sicht unglücklich, da Versicherungsvermittler bereits verpflichtet sind, in der Beratung zum Beispiel einer Fondspolice die Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, obgleich die notwendigen ESG-Daten auf Fondseite nicht immer vorliegen. Von den annähernd 9.000 Fonds auf unserer Plattform entsprechen aktuell mehr als 3.000 den verschiedenen ESG-Kriterien. Hier ist seitens der Fondsanbieter aber noch sehr viel zu tun. Gleichzeitig befassen sich viele unserer Honorar-Finanzberater schon seit einigen Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit und waren somit gut auf die neuen Pflichten vorbereitet.

In der Praxis dürfe das Beratungsgespräch durch die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit künftig wesentlich länger dauern, da die Kunden zu vielen neuen Themen befragt und informiert werden müssen. Wenn alle Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllt sein wollen, finden Anleger aktuell noch eine deutlich geringere Auswahl an Fonds – worunter letztendlich die Diversifikation leiden könnte.

Der Fokus auf die Nachhaltigkeit bei der Kapitalanlage dürfte sich auch auf die Kosten der Fonds auswirken, weil sich das Research für die nachhaltigen Produkte aufwendiger gestaltet. Kosten bei den ESG-ETFs können zudem etwas höher als bei den normalen ETFs sein. Dem Kostenaspekt bei der Kapitalanlage wird dadurch eine noch größere Bedeutung zukommen. Hier sehen wir uns als Anbieter transparenter und kostengünstiger Nettofondspolicen in einer guten Wettbewerbsposition.

Digitalisierung macht das Versicherungsgeschäft nachhaltiger

Neben einem nachhaltigen Angebot für unsere Kunden ist es unser Ziel, das eigene Unternehmen nachhaltiger aufzustellen. Dabei ist die Digitalisierung ein zentrales Element. Digitale Prozesse leisten bereits einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit, indem sie beispielsweise Personalressourcen einsparen helfen. Personal einzusparen, mag in Verbindung mit Nachhaltigkeit zunächst irritierend klingen. Allerdings können freie Ressourcen häufig an anderer Stelle im Unternehmen effizienter und damit nachhaltiger eingesetzt werden. Zudem ist Wachstum durch die Digitalisierung besser skalierbar und erfordert es nicht in gleichem Maße, Personal aufzubauen.

Auch die Kundenkommunikation gewinnt durch die Digitalisierung an Effizienz – Kundenportal statt Schriftverkehr. Nur noch 28 Prozent unserer Kundenkommunikation läuft per Papier, der Rest wird digital erledigt – davon überzeugen wir immer mehr Kunden. Auf diese Weise haben wir unser Ziel, die papierhafte Kommunikation unter 50 Prozent zu drücken, bereits übertroffen und verzeichnen derzeit schon eine Quote von unter 30 Prozent. Die daraus resultierenden Kostenvorteile geben wir auch an unsere Kunden weiter. Wichtig anzumerken ist, dass wir dabei immer alle Risiken, die mit der Digitalisierung verbunden sein können, vor allem die Gefahren der Cyberkriminalität, im Blick haben.

Versicherungsbranche hat Vermittlung gegen Honorar auf der Agenda

Die myLife Lebensversicherung AG ist seit diesem Jahr Teil der IDEAL-Versicherungsgruppe. Wir verstehen es als eine besondere Anerkennung, dass ein etablierter und unternehmerisch geführter Maklerversicherer mit uns das Honorar- und Nettogeschäft weiter vorantreiben will.

In der IDEAL-Gruppe werden wir gegenseitig von den Synergieeffekten profitieren und unseren Teil zum Erfolg der Gruppe beisteuern. Dazu gehört es beispielsweise auch, dass wir uns den Bankvertrieb erschließen wollen. Ein Bereich, in dem die IDEAL-Gruppe bereits tätig ist und der Chancen für die weitere Geschäftsentwicklung im Nettosegment in sich birgt. Denn unsere Investmentlösungen bieten die gleiche Flexibilität und Transparenz eines Fondsdepots mit den zusätzlichen Vorteilen einer Lebensversicherung, wie z.B. Vererbungs- und Schenkungsoptionen, eine optionale Rentenleistung sowie zahlreiche Einkommensteuervorteile während der Laufzeit, bei Ablauf oder im Todesfall. Allein die mögliche Abgeltungsteuer wird im Depot bei jedem Verkauf berechnet und schmälert fortlaufend die Ertragschancen.

Kunden- und Vermittlerinteressen im Nettogeschäft vereint

Finanzberater verkaufen im Nettosegment ihre Beratungs- und Betreuungsleistungen und nicht nur das Produkt. Eine langfristige Kundenbindung ist nicht nur angestrebt, sondern wesentlich für den Erfolg. Auch das Coaching unseres Partners HonorarKonzept GmbH zielt darauf ab, dem Kunden langfristig zur Seite zu stehen und ihn lebensbegleitend zu beraten.

Ein zentrales Ergebnis des Nettoprinzips ist es daher, dass Kunden- und Vermittlerinteressen gleichgerichtet sind. Der Kunde möchte ein ansehnliches Altersvermögen ansparen und gleichzeitig möchte der Vermittler das Geld seines Kunden gut angelegt wissen, auch weil sein laufendes Honorar daran partizipiert und er sich durch höhere Vertragswerte mehr Vergütung sichert. Er ist immer daran interessiert, dem Kunden zu helfen, egal ob der Markt gerade nach unten geht oder sich nach oben bewegt.

Unabhängig davon sehen wir auch in Zukunft ein Nebeneinander von Provisions- und Nettoberatung im Markt und erachten dies auch für sinnvoll. Kunden und Berater sollen selbst entscheiden, welches Modell sie bei welchem Produkt und je nach Kundensituation wählen. Entscheidend ist nur, dass diese Entscheidung auf Grundlage maximaler Transparenz – u.a. über die Höhe sämtlicher mit einem Vertrag einhergehenden Kosten und deren Auswirkung auf die Rendite – erfolgt.

Generationswechsel in der Branche wird zum Wachstum beitragen

Im vergangenen Jahr war myLife erstmalig unter den Top 50 der Versicherer im deutschen Markt gelistet. Beim fondsgebundenen Geschäft zählen wir sogar zu den Top 20. Nicht ohne Grund sind wir für die weitere Entwicklung sehr positiv gestimmt, zumal ein Großteil unseres Neugeschäftes auf Empfehlungen zufriedener Kunden zurückgeht und nicht am Marketingbudget hängt.

Aufgrund des hohen Niveaus unseres Neugeschäfts im ersten Halbjahr und der aktuellen Entwicklung des Marktumfelds rechnen wir jedoch für das zweite Halbjahr durchaus mit einer leichten Abschwächung. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass das Nettogeschäft weiter wachsen wird, auch wenn es zur Idee, aus „Netto das neue Normal“ zu machen, noch ein weiter Weg wäre.

Wir sehen jedoch im Versicherungsmarkt, dass die Transparenz der Beratung und Vermittlung gegen Honorar von Beratern und Kunden gleichermaßen geschätzt wird. Zuversichtlich stimmt uns auch der Generationswechsel in unserer Branche, da sich gerade die jüngere Makler- und Vermittlerschaft dem Honorarmodell gegenüber aufgeschlossen zeigt und insbesondere im Anlagebereich dem Nettogeschäft einen festen Platz im zukunftsgerichteten Geschäftsmodell einräumt.

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